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Österreichischer Wein: 2004 weiter erfolgreich

Heimischer Wein hat sich im abgelaufenen Weinjahr national und international erfolgreich behauptet. „Gestärkt durch den hohen Marktanteil im Inland konnten trotz Konjunkturflaute und Euro-Stärke die Weinexporte massiv gesteigert werden. Im letzen Jahr fanden vor allem Österreichs Rotweine großen internationalen Anklang“, so ÖWM-Chef Michael Thurner anlässlich der Jahresbilanz-Pressekonferenz im Wiener Hotel Sacher.

Dieses Bild zeigt Michael Thurner (li) und Rudolf Schwarzböck

Heimmarkt stabil

Michael Thurner (li) und Rudolf Schwarzböck freuen sich über die Sensationsmeldungen zum Weinexport, © ÖWM

Heimmarkt stabil

Österreichischer Wein liegt nicht nur international, sondern auch in Österreich im Trend. Dies zeigen neben einer zuletzt veröffentlichten AC-Nielsen-Studie auch die offiziellen Marktdaten der Österreichischen Weinmarketinggesellschaft (ÖWM). So werden in der heimischen Gastronomie nach wie vor fast ausschließlich (84%) österreichische Weine getrunken. Auch beim Heimkonsum greifen Herr und Frau Österreicher bei drei von vier Flaschen (74%) zu Weinen aus heimischen Rieden. Während hingegen nur noch 29% der Weine direkt Ab-Hof gekauft werden, konnte der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) als Einkaufsstätte für den Heimkonsum weiter zulegen (59%).
Aber auch dort scheint es mit den hohen Zuwachsraten der letzen Jahre zu Ende zu sein. Mit 54% Marktanteil konnte österreichischer Wein dort seine Vormachtsstellung bestätigen. „Das Weißweinsegment besetzen wir mit fast 72% dominant, beim Rotwein sehe ich noch Aufholpotenzial. Hier hat der LEH teilweise schon auf das größere Angebot unserer Winzer und Weinhändler reagiert“, so ÖWM-Geschäftsführer Michael Thurner zufrieden mit der Entwicklung am Heimmarkt.

Sekt soll wieder Prosecco verdrängen

Mit 1. April 2005 fällt die Schaumweinsteuer in Österreich weg. Sie stellt seit ihrem Bestehen einen krassen Wettbewerbsnachteil für die heimische Sektbranche dar. Dazu Rudolf Schwarzböck, Vorsitzender der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern: „Die Wettbewerbsgleichheit heimischer Sekte gegenüber Konkurrenzprodukten wie Prosecco ist damit wieder gegeben. Dies trägt zur Sicherstellung der Sektgrundweinproduktion in vielen Weinbaugebieten Österreichs und somit zur Einkommenserhaltung zahlreicher Weinbauernfamilien bei.“ Die heimische Weinwirtschaft erhofft sich mit der Auflösung eine positive Marktanteilsverschiebung von Perlweinen à la Prosecco zugunsten heimischer Sekte.

Rekordwertschöpfung im Weinexport – Österreichischer Rotwein boomt

Die positive Erfolgsbilanz der letzten Jahre beim Weinexport setzte sich fort. Die ÖWM rechnet im abgelaufenen Jahr mit einem Gesamtexport von ca. 70 Millionen Litern und einer daraus resultierenden Wertschöpfung von über 80 Millionen Euro. „Damit haben unsere Winzer im Export so viel verdient wie nie zuvor. Das Ergebnis der stetigen Qualitätsbemühungen schlägt sich nun in der höheren Wertschöpfung nieder, wir sind am richtigen Weg“, kommentiert Michael Thurner die erneut positive Exportbilanz. Besonders freut sich Thurner über ein Exportplus von 60% im Flaschenweinbereich, während die Fassweinexporte wie erwartet rückläufig waren. „Neben der höheren Wertschöpfung bei den Flaschenweinen muss man hervorheben, dass auch unsere Rotweine international immer beliebter werden. Besonders regionaltypische Weine wie Zweigelt, Blaufränkisch oder St. Laurent liegen im Trend“, so der Weinmarketing-Chef stolz auf die Erfolge der heimischen Rotweinwinzer.
Positive Exportzahlen gibt es aus allen Fokus-Exportmärkten zu berichten. Neben besseren Durchschnittspreisen in Deutschland konnte auch in die USA trotz Dollarschwäche mehr Wein geliefert werden. Ebenfalls die Schweiz, Norwegen, Großbritannien, die Niederlande und neuerdings Japan dürfen sich über mehr und besseren Wein aus Österreich freuen.

Weltmarkt unter Druck – USP gefragt

Trotz der Erfolge will sich die heimische Weinwirtschaft nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Laut dem Internationalen Weinamt (OIV) in Paris übersteigt die weltweite Weinproduktion den Konsum um jährlich 10 - 20%. Weiters rechnet man mit steigender Qualität der erzeugten Weine und einem noch größeren Angebotsüberschuss im Qualitätsweinsegment. Thurner sieht dies als „neuerlichen Auftrag, uns auf unsere Stärken zu besinnen und sie für zielgerichtetes Marketing einzusetzen. Für klein strukturierte Weinwirtschaften wie in Österreich wird es immer schwieriger sich am Weltmarkt zu behaupten. Nur einfache Botschaften auf den Etiketten sowie klare, regionaltypische Geschmacksprofile werden unsere Weine langfristig konkurrenzfähig machen. Das Regionaltypische ist unser USP!“ so der Marketingexperte. Ein erfolgreiches Beispiel stellt Österreichs erster Herkunftswein mit klarem Geschmacksprofil (Weinviertel DAC) dar. Auf die Frage, wann man mit dem nächsten DAC-Gebiet rechnen könnte, hält sich der Weinmarketingchef bedeckt: „Es ist eine Entscheidung der Weinbaugebiete, sie wird nicht von oben diktiert. Gute Entscheidungen brauchen in manchen Gebieten einfach Zeit“.

Schwarzböck sieht einen weiteren USP für die heimische Weinwirtschaft im Ausbildungsbereich. Mit der Einrichtung einer Weinbauausbildung auf universitärer Ebene – konkret wurde an der Wiener Universität für Bodenkultur ein Bakkalaureatstudium zu den Themen „Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft“ errichtet – wurde jetzt „die Basis für eine nachhaltig positive Entwicklung des Weinbaues in Österreich gelegt“, so Schwarzböck. Auch an der Fachhochschule in Eisenstadt wird seit kurzem „Internationales Weinmanagement und Weinmarketing“ unterrichtet.