Der beliebteste Wein-Vorbote in Österreich ist der Sturm. Das lebendige Naturgetränk wird im Spätsommer aus frühreifen Rebsorten gekeltert, prickelt leicht und schmeckt herrlich süß-herb. Die Qualität ist verlässlich rot-weiß-rot, da der Sturm ausschließlich aus österreichischen Trauben erzeugt werden darf.
STÜRMISCH-STILVOLLER HERBSTGENUSS
Wenn sich die Blätter langsam verfärben und die Tage kürzer werden, hat sich der Sommer bereits zurückgezogen und dem Herbst die Türen geöffnet. In den Weingärten beginnt die spannendste Zeit des Jahres. Während Grüner Veltliner, Riesling, Blauer Zweigelt und Co. in den letzten warmen Sonnenstrahlen fertig reifen, werden frühreife Sorten wie Bouvier, Müller-Thurgau, Sylvaner, Blauburger und Frühroter Veltliner bereits gegen Ende August oder Anfang September gelesen. Diese Sorten vereint ein milder Geschmack und ein feines Bukett, das bei Müller-Thurgau und Bouvier an Muskat, beim Frühroten Veltliner an Blüten erinnert. Aus diesen Sorten keltern Österreichs Winzer*innen ein einzigartiges Saisonprodukt: den Sturm.
Der Sturm ist eine Vorstufe zum Wein, bei dem die Hefe im Traubenmost noch bei der Arbeit ist und Zucker in Alkohol und CO2 umwandelt. Beim Gärprozess bildet sich laufend Kohlensäure, die die Hefezellen aufwirbelt. Dadurch erhält der Inhalt des Glases sein typisch trübes Erscheinungsbild. Das führt auch dazu, dass der Sturm einen sehr wechselhaften geschmacklichen Charakter hat. An einem Tag ist er noch süß und leicht, am nächsten ist er bereits trockener und kräftiger. Gemeinsam mit dem leichten Prickeln auf der Zunge macht dies den Sturm zu einem besonders spannenden Zeitgenossen. Allen Sturmvarianten ist eine verführerische, natürliche (und nur natürliche) Süße zu eigen.
Ausgefallen geht es im Süden des Burgenlands um den Eisenberg zu, wo der Uhudlersturm beheimatet ist. Das meist pinke bis rote, nach Walderdbeeren duftende Getränk wird aus verschiedenen Sorten mit klingenden Namen wie Noah, Isabella oder Elvira verschnitten. Auch der steirische Schilchersturm sticht durch seine Farbe und seinen einzigartigen Charakter heraus. Er ist frisch, fruchtig und ur-steirisch, da die Sorte dafür, der Blaue Wildbacher, nur in der Steiermark, und dort vor allem in der Weststeiermark, wächst.
ÖSTERREICHISCHE HERKUNFT GARANTIERT
Wo Sturm draufsteht, ist Österreich drin, das ist gesetzlich geregelt. Denn für die Herstellung von Sturm dürfen ausschließlich Trauben verwendet werden, die aus Österreich stammen. Als Herkunftsangabe muss auf dem Etikett eine der drei Weinbauregionen Weinland, Steirerland, oder Bergland angeführt sein. Auch der Verkaufszeitrahmen ist durch Paragraphen geregelt: Sturm darf nur zwischen dem 1. August und 31. Dezember des Erntejahres in Verkehr gebracht werden. Daher kommt das Gros an Sturm in den wenigen Wochen während und nach der Lese in den Handel. Auch aufgrund seiner kurzen Lagerfähigkeit ist der Sturm nicht sehr langlebig und kann deshalb nicht das ganze Jahr über erhältlich sein. Somit kann Sturm ohne Weiteres als Österreichs letztes echtes Saisonprodukt bezeichnet werden. Die Sturm-Saison endet hierzulande meist am 11. November, wenn der jungen Wein des aktuellen Jahrgangs getauft und in den Handel entlassen wird.
SO SCHMECKT DER STURM BESONDERS GUT
Authentisch und unkompliziert wie der Sturm ist, kommt er ins einfache Henkelglas, wobei mit der linken Hand und „Mahlzeit“ oder „Krixikraxi“ angestoßen wird. Erst nachdem der junge Wein getauft wurde, also um Martini, wird zur rechten Hand und „Prost“ gewechselt. Am besten genießt man Sturm direkt beim Buschenschank oder Heurigen mit traditionellen Schmankerln.
Achtung bei der Lagerung! Wichtig ist, die Sturm-Flasche aufrecht hinzustellen und nicht fest zu verschließen. Das CO2 im Getränk braucht Platz, um zu entweichen, sonst kann es passieren, dass die Flasche platzt. Ein Stück Alufolie zum Verschließen reicht vollkommen, um den Sturm an einem kühlen Ort ein paar Tage aufzubewahren. Danach ist die Gärung abgeschlossen und aus dem Sturm wird der „Staubige“ – fertig vergorener, aber naturtrüber Wein. Durch diesen Entwicklungsprozess schmeckt der Sturm von Tag zu Tag, oft von Stunde zu Stunde anders. Wie stürmisch es sein soll, kann man bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen. Ist einem der Sturm noch zu süß, kann man die Flasche an einen warmen Ort stellen, das regt die Hefezellen an. Dadurch wird der Sturm auch stärker, da die Hefe den Zucker in Alkohol umwandelt. Hat er den persönlichen Idealzustand erreicht, heißt es kühl lagern, um die Hefen wieder einzubremsen und den perfekten Sturm etwas länger genießen zu können.
DEM STURM ENTGEGEN
Ein Ausflug in die österreichischen Weinbaugebiete lohnt sich natürlich immer – aber besonders im Herbst zeigen sich Niederösterreich, das Burgenland, die Steiermark und Wien von ihrer schönsten Seite. Klare Luft, kühlere Tage und die ersten bunten Blätter laden ein, noch einmal richtig viel Zeit im Freien zu verbringen und bei den heimischen Gastgeber*innen einzukehren. Schließlich ist der Herbst nicht nur Wander- und Ausflugszeit, sondern auch Genusszeit.
Österreichs Winzer*innen sind für ihre Gastfreundschaft berühmt, viele von ihnen betreiben zudem einen Buschenschank oder Heurigen, in dem auch das passende kulinarische Angebot zum Sturm geboten wird. Mit seiner süßen Spritzigkeit passt er nämlich perfekt zur klassischen Brettljause mit Schinken, Käse und Aufstrichen. Mit fortschreitendem Herbst lassen sich in den Gasthäusern feine Gansl-Gerichte oder wohlig wärmende Maroni dazu genießen. Darf es ein bisschen ausgefallener sein, lohnt sich auch das Experimentieren mit scharfen Gerichten zum süßen Sturm.
In der Betriebssuche finden Sturmfreund*innen Winzerbetriebe mit Ab-Hof-Verkauf, Gastronomie und Ausg’steckt-Terminen. Für einen mehrtägigen Ausflug in die Weinbaugebiete lassen sich auch bequem Übernachtungsmöglichkeiten am Weingut herausfiltern. Damit steht einem im besten Sinne stürmischen Herbst nichts mehr im Weg!