Waren in den 1990er- und 2000er-Jahren noch tiefdunkle, kraftvolle und alkoholstarke Rotweine besonders gefragt, so gibt es heute einen Trend zu „lebendig, feingliedrig und sortentypisch“. Das kommt dem Weinland Österreich sehr gelegen, denn erfrischende, leichtfüßige Weine gehören zu den Kernkompetenzen der österreichischen Winzer*innen.

Balance und Frucht im Fokus

Das österreichische Klima ist nach wie vor kühler als jenes der südlicheren Weinbauländer. So fällt es den talentierten Rotweinwinzer*innen des Landes gar nicht schwer, lebendige Frucht, Leichtfüßigkeit und Trinkfluss in ihre Weine zu bekommen. Bei der Bestimmung des Lesezeitpunkts sehen sie die maximale Zuckergradation nicht mehr als alleiniges Maß aller Dinge, sondern rücken die Säurebalance, frische Fruchtaromen und moderate Alkoholgehalte in den Fokus. Auch ein kürzerer Maischekontakt bei der Gärung ist zunehmend das Mittel der Wahl – er extrahiert weniger Tannine aus den Beerenschalen, was Rotweine tendenziell geschmeidiger und früher zugänglich macht. Eine etwas hellere, transparente Rotweinfarbe wird ebenfalls begrüßt, steht sie doch für lässiges Trinkvergnügen und Authentizität.

<p>Ein Bild zeigt Trauben der Sorte Zweigelt (Rotburger) am Stock, aufgenommen im Schauweingarten der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg.</p>

Alleskönner Zweigelt

© ÖWM / WSNA / WSNA

Alleskönner Zweigelt

Für charmante Rotweine, die trotz Leichtfüßigkeit auch Aromenintensität und eine gewisse Komplexität besitzen, erweisen sich die urösterreichischen Rebsorten als hervorragend geeignet. Zweigelt (Rotburger), Blauer Portugieser, aber auch St. Laurent und Blaufränkisch können herrlich fruchtbetonte, zugängliche Rote hervorbringen, die leicht gekühlt auch an heißen Sommertagen oder beim Grillfest viel Genuss bereiten.

Der Zweigelt besitzt als wichtigste Rotweinsorte einen Anteil von über 45 % an der österreichischen Gesamtrotweinfläche von rund 13.500 Hektar*. Er ist über alle Weinbaugebiete Niederösterreichs, des Burgenlands und der Steiermark verbreitet. Auch in Wien und im Bergland, welches die Bundesländer Kärnten, Oberösterreich, Tirol, Vorarlberg und Salzburg zusammenfasst, ist der unkomplizierte Zweigelt eine der gängigsten roten Sorten. Ausgestattet mit viel Kirsch- und Beerenfrucht sowie samtig-runden Tanninen zeigt er sein Talent für trinkfreudige Rotweine mit moderatem Alkoholgehalt und ist früh zugänglich. Er genießt als Speisenbegleiter große Beliebtheit, und leichter Zweigelt, am besten auf 14 °C gekühlt, kann sogar zum klassischen Wiener Schnitzel mit Erdäpfeln oder zum Schweinsbraten serviert werden.

Von süffig bis finessenreich

Von den Sorten Blaufränkisch und St. Laurent, beide vor allem im Burgenland sowie in einzelnen Gebieten Niederösterreichs vertreten, stammen einerseits heimische Spitzenrotweine, die keinen internationalen Vergleich scheuen müssen. Sie repräsentieren oft einen kraftvollen Stil, wenngleich auch im Bereich der Top-Weine der Trend zu mehr Finesse und Eleganz deutlich spürbar ist. Man begegnet feingliedrigen und tänzerisch schlanken Blaufränkisch-Weinen mit großer Komplexität. Andererseits überrascht auch leichter, geradliniger Blaufränkisch mit guter Struktur und bietet mit lebhafter Säure erfrischenden Genuss.

Der feinwürzige St. Laurent, der zur Burgunderfamilie gehört, macht gleichfalls kräftige sowie elegante und leichtfüßige Rotweine möglich – ganz nach Bestreben des Winzers oder der Winzerin. Fruchtiger, tanninarmer St. Laurent lässt sich zum Beispiel mit intensiv gewürzten Gerichten der asiatischen Küche erfolgreich kombinieren.

<p>Zu sehen sind zwei Personen die ein Glas Rotwein trinken.</p>
<p>3 Personen stoßen mit Gläsern mit Rotwein an.</p>

Prädestiniert für leichte, frische Rotweine ist auch der Blaue Burgunder – oder Pinot Noir, wie er in seiner französischen Heimat genannt wird. Ihm gehört in Österreich immerhin eine Fläche von rund 600 Hektar*, die sich vor allem im Burgenland und in Niederösterreich befindet. Im Bergland ist er vor Zweigelt sogar die häufigste Rotweinsorte. Der Blaue Burgunder zeichnet sich durch die sortentypisch feine rotbeerige Frucht, transparente Farbe und seidige Eleganz aus. Leicht gekühlt macht er sich zum Beispiel ausgezeichnet zum mediterran gewürzten Lachsfilet vom Grill oder zum Thunfischsteak. Überhaupt hat das Dogma von „zum Fisch nur Weißwein“ ausgedient, denn zu Fisch kann – abhängig von der Zubereitungsart – fruchtbetonter leichter Rotwein aus Österreich eine sehr attraktive Kombination sein.

Frische, saftige Weine mit heller Farbe und zarten Himbeernoten entstehen auch aus der niederösterreichischen Sortenspezialität Blauer Portugieser. Zwar haben seine Flächen stark abgenommen – auf knapp 500 Hektar* –, doch besonders zur Brettljause in den Heurigen und Buschenschanken wird er weiterhin geschätzt. Darüber hinaus begleitet er auch Brat- oder Backhendl gekonnt.

*Quelle: BMLRT nach INVEKOS (Stand 31. Mai 2022)

Aromen

Das Bild zeigt mit Icons die Aromen von fruchtigen Rotweinen: Kirschen, Beeren, florale Noten, Würze und Kräuteraromatik.

Das sagen Experten dazu

Das Bild zeigt den Weinjournalisten Aleks Zecevic

„Light and juicy red wines are a trend that is here to stay, simply because it is easy to enjoy wines that are low in alcohol yet have the juicy qualities that keep inviting you for another sip. And when it comes to light red wines in Austria, I can’t think of a region that can better deliver wines so flavorsome and juicy, yet light and elegant, like they are in Burgenland.“

Aleks Zecevic, Wine Enthusiast (US)

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Das Bild zeigt den Weinjournalisten Bernhard Degen

„Ich möchte auch bei sommerlichen Temperaturen nicht auf ein schönes Glas Rotwein verzichten. Allerdings darf der Wein weder zu schwer noch zu warm sein. Große Freude bereitet mir ein eleganter St. Laurent oder Pinot Noir auf 14 Grad temperiert in einem schönen Burgunderglas. Lieber ein wenig zu kühl servieren, der Wein erwärmt sich ohnehin von selbst. Eine erfrischende Bereicherung sind mit Kohlensäure-Maischung (Macération Carbonique) produzierte Rotweine, durch diese Methode bleiben die Weine schlank und fruchtig – gut gekühlt bereiten sie großes Vergnügen.“

Bernhard Degen, Online-Chefredakteur Gault&Millau (AT)

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<p>Zu Personen stoßen mit Rotwein an.</p>

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