Direkt zum Inhalt

Österreichischer Wein: Positive Bilanz trotz Wirtschaftsflaute

Landwirtschaftsminister Pröll und Weinmarketingchef Thurner blicken auf ein erfolgreiches Weinjahr 2003 zurück. Die heimische Weinwirtschaft konnte im Inland ihre Marktposition festigen sowie den Export neuerlich steigern. Neben Deutschland, der Schweiz und den USA wird auch Osteuropa in Zukunft verstärkt bearbeitet. Mit weiteren DAC-Weinen soll die Wertschöpfung langfristig erhöht werden.

Michael Thurner und Josef Pröll, Copyright ÖWM

Starke Inlandsposition

Michael Thurner und Josef Pröll, © ÖWM

Starke Inlandsposition

Laut aktuellen GfK-Hochrechnungen 2003 beträgt der Marktanteil für Österreichischen Wein am Heimkonsum rund 74% (2002: 76%). Somit stammen knapp drei von vier Flaschen, die Herr und Frau Österreicher zuhause trinken, aus Österreich. Der starke Marktanteil erklärt sich durch die „hohe Qualität der Weine und einen stolzen Konsumpatriotismus“, so Michael Thurner, Geschäftsführer der Österreichischen Weinmarketingservicegesellschaft (ÖWM), anlässlich der Jahrespressekonferenz am Montagabend in Wien. Österreichs Haushalte konsumierten heuer ca. 100 Millionen Liter Wein, wobei nur noch 30% davon Ab-Hof, also direkt beim Winzer, gekauft wurden. Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) stellt in Österreich mit 57% Anteil die wichtigste Einkaufsstätte für Wein dar und gewinnt nach wie vor an Bedeutung. „Diese Verschiebung bringt uns Marktanteilsverluste, da wir im LEH nur etwas mehr als die Hälfte Österreichanteil haben, verglichen mit hundert Prozent beim Ab-Hof-Verkauf“, erklärt Michael Thurner die rückläufige Tendenz.

AC-Nielsen bestätigt die positive Entwicklung im LEH. Wurden 1999 knapp 34 Millionen Liter über die Scannerkassen der Supermärkte (ohne Hofer und Lidl) verkauft, waren es Ende 2002 bereits über 42 Millionen Liter. Österreichischer Wein hatte 2002 dabei einen mengenmäßigen Marktanteil von knapp 55% (Wert: 50%), Tendenz für 2003 leicht steigend. Auch in den nächsten Jahren ist mit einem weiteren Anstieg der LEH-Verkaufszahlen zu rechnen.
Der Großteil der Weine in Österreich (ca. 150 Millionen Liter) wird nach wie vor über die Gastronomie abgesetzt. Dort hat der Österreichische Wein laut ÖWM einen Marktanteil von über 80%.

Exportrekord und Osteuropa als Chance

Österreichs Weinwirtschaft kann sich 2003 trotz schwieriger wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen (Konsumflaute, Terrorangst, SARS) über einen neuerlichen Exportrekord freuen. Laut Hochrechnung auf Basis der Exportzahlen I-IX 2003 wird für heuer ein Gesamtexport von 76 Millionen Liter Wein im Wert von 62 Millionen Euro erwartet.

Deutschland ist mit fast zwei Drittel der Weinexporte nach wie vor Hauptabnehmerland. Wertmäßig liegen die Schweiz und die USA mit erfreulich hohen Durchschnittspreisen in der Exportstatistik ganz vorne. „Speziell in den USA haben wir – sollte sich der Dollarkurs bald erholen – noch viel Wachstumspotenzial“, so Weinmarketingchef Thurner, „aber auch aus Japan erhalten wir wieder positive Signale“.

Landwirtschaftsminister Josef Pröll zeigt sich über die Entwicklungen der heimischen Weinwirtschaft erfreut und verweist auf Zukunftspotenzial: „Wir dürfen uns auf den Erfolgslorbeeren nicht ausruhen und müssen uns bereits jetzt auf neue Zukunftsmärkte konzentrieren. Die Erweiterung der Union und der damit einhergehende Zuwachs an Kaufkraft bietet uns auch im Weinexport eine große Chance, die wir mit unserer Exportoffensive gezielt ansprechen“.

Neben den Beitrittsländern Tschechien und Polen soll auch Russland in Zukunft verstärkt von der heimischen Weinwirtschaft gefördert werden. „Österreich hat in diese Länder bisher vorwiegend Fassweine exportiert. Trotzdem ist das Potenzial für den lukrativeren Qualitätsweinexport groß“, meint der Minister. Es geht darum, „die Märkte richtig zu bearbeiten: qualitativ hochwertige Weine und leicht verständliche Marketingbotschaften sind auch in diesen Märkten der Schlüssel zum Erfolg“. Dazu ist es notwendig, dass „bald weitere DAC-Weine in anderen Weinbaugebieten folgen“, so Pröll und Thurner unisono.
Zur Zeit ist das Weinviertel Österreichs einziges Weinbaugebiet, welches Herkunftsweine mit klarem Geschmacksprofil (so genannte DAC-Weine) produziert.