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Der österreichische Weinjahrgang 2007 - gut und fruchtig

In dieser knappen Form lässt sich das Ergebnis der heurigen Weinlese zusammenfassen. Ende Oktober ist fast überall die Ernte abgeschlossen, zum Teil bereits seit über einem halben Monat. Allerdings hängt in manchen Gebieten noch hochqualitatives Traubenmaterial für Prädikatsweine am Stock. Allgemein freut man sich über die hohe Qualität der Weintrauben, die nach vollständiger Reife mit moderaten Zuckergradationen und einem guten Säuregerüst ausgestattet sind.

Gute Weingartenarbeit wurde heuer mit sehr fruchtigen Weinen belohnt, die einen schönen Körper aufweisen und nur mehr wenig Pflege im Keller brauchen werden, da die Natur schon (fast) alles getan hat. Ebenso erfreulich ist für die Winzer auch eine zufrieden stellende Erntemenge – nach eher pessimistischen ersten Schätzungen hat uns die Natur auch hier in vielen Weinbaugebieten wieder einmal eines Besseren belehrt.

Regenbogen im Weingarten, Copyright ÖWM / Armin Faber

Der Wetterverlauf 2007

Regenbogen im Weingarten, © ÖWM / Armin Faber

Der Wetterverlauf 2007

Nach sehr milden Temperaturen und wenig Schnee zu Jahresanfang zeigte der Winter im März doch noch kurz seine eisige Kraft – ungewöhnlich große Neuschneemengen im Süden und Westen Österreichs waren noch mit spürbarer Kälte verbunden. Der Austrieb im Weingarten begann bereits sehr früh, und auch die Niederschläge taten dem Wasserhaushalt sehr gut. Der April war bereits wieder ungewöhnlich warm und auch trocken. Lagen die Temperaturen 2 – 4,5 °C über dem langjährigen Durchschnitt, so erreichte die Zahl der Sonnenstunden mit bis zu 317 bereits Rekordwerte, teilweise gab es fast doppelt so viel Sonnenschein als üblich.

Auch im Mai und Juni waren die Temperaturen höher als im langjährigen Durchschnitt. Die Versorgung mit Feuchtigkeit war mehr als ausreichend. Sehr negativ schlugen im Juni die Unwetter zu Buche, die regional großen Schaden anrichteten. Durch starken Hagelschlag gingen große Teile der erhofften Ernte im Kremser Gebiet und der Thermenregion verloren. Auch am Leithagebirge gab es Einbußen.
Der Juli begann mit Temperaturen leicht über dem Durchschnitt, doch eine Hitzewelle zwischen 15. und 20. Juli im Osten Österreichs brachte nicht nur die Urlaubsgäste ins Schwitzen, zeitweise war ein Arbeiten im Weingarten unmöglich. Mit 39,5 °C in Andau im Seewinkel wurde der absolute Österreichweite Rekord von 40° C nur knapp verfehlt.
Die extreme Hitze war regional mit beinahe zwei Wochen dauernden Trockenperioden verbunden, was teilweise auch den Reben zusetzte. Bewässerungsmöglichkeiten waren eine deutliche Hilfe zur Qualitätserhaltung. Der August wies unterschiedliche Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse auf, war aber im Großen und Ganzen nicht außergewöhnlich. Die Regenmengen waren regional sehr unterschiedlich, lagen aber im Bereich des Üblichen.
Der September erwies sich als eher kühl, wodurch ein Zuwarten mit der – erwartungsgemäß frühen - Lese nicht die erhoffte weitere Zunahme der Gradation brachte. Probleme brachte jetzt der Regen zu Monatsbeginn: In Teilen Niederösterreichs und des Seewinkels gab es Regenfälle, die mehr als das Vierfache des Üblichen betrugen. Erfreulicherweise blieb die Steiermark davon verschont – gleichsam eine Umkehr der letztjährigen Verhältnisse. Die niederen Temperaturen hielten auch Folgeschäden aufgrund der Feuchtigkeit in beherrschbaren Grenzen.
Im weiteren Verlauf gab es einen schönen Altweibersommer, wie auch der Oktober generell mit gutem Lesewetter versöhnte. Angenehme Tages- und bereits frische Morgentemperaturen begünstigten eine sehr gute Aromabildung in den Trauben.

Das Vegetations- und Erntejahr

Früher Austrieb und Blüte
Der milde Winter sorgte für einen frühen Austrieb, und bereits ab 10. April setzte eine schnelle und gleichmäßige Rebenentwicklung ein. Der Blütebeginn war noch im Mai – neben 2003 die früheste Blüte aller Zeiten. Dadurch konnten Spätfröste am 2. Mai doch noch einigen Schaden anrichten. Kurze Abkühlungsphasen Anfang Juni wurden wieder durch überdurchschnittliche Temperaturen abgelöst, was durchaus positiv für die Reben war.

Hitzewelle und Sonnenbrand!
Die große Hitze in der zweiten Julihälfte führte zu Sonnenbrandschäden an den Trauben, sodass das Freistellen der Traubenzone auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurde. Sogar an manchen Schattentrauben wurden Beeinträchtigungen festgestellt. Für die Lese bedeutete dies erhöhten Arbeitsaufwand – für hochwertiges Lesegut müssen geschädigte Trauben ausgesondert werden.

Was bedeutet Sonnenbrand für den Winzer?
Der Effekt durch Hitze und Sonne ist eine erhöhte Konzentration von Gerbstoffen in der Beerenhaut, die zu kratzigem und bitterem Geschmack im Wein führen können.
Daher ist es wichtig – wenn dieser Schaden einmal aufgetreten ist - bei der Lese rigoros alle geschädigten Trauben auszulesen, um nicht gerade diese negativen Inhaltsstoffe in den Wein zu bekommen. Ist dies aufgrund der Betriebsstruktur nicht möglich, so muss bei der Mostbehandlung vor der Gärung konsequent darauf reagiert werden (Gerbstoffkorrektur), um frühzeitig nachteilige Beeinflussungen zu vermeiden.

Frühe Reife
Mit dem Weichwerden der Beeren in den ersten Augusttagen stellte sich der Anfang der Reife ein. Erwartungsgemäß begann auch die Haupternte gut zwei Wochen früher - Frühlesen für Sturm waren seit Anfang August schon in vollem Gang.

Die Lese war durch die großen Regenfälle Anfang September sozusagen in zwei Phasen geteilt. Das brachte zwei Effekte: einerseits eine kleine Erholungsphase für die Winzer, die im Keller den ersten Teil gut weiterverarbeiten konnten, bevor es mit der Weinlese wieder weiterging. Andererseits zeigte sich auch, wer im Weingarten gute Arbeit geleistet hatte: durch den kühleren September hielten sich zwar die Fäulnisschäden in Grenzen, aber es war kein markanter Reifefortschritt mehr zu beobachten. Eine qualitätsorientierte Ertragsbegrenzung wirkte sich heuer sehr positiv auf das Ernteergebnis aus.

Für die hervorragende Fruchtigkeit dieses Jahres ist auch die gute Abfolge von warmen Tagestemperaturen, aber schon kühlen Nächten verantwortlich. Letztendlich war auch das konsequente Verfolgen der Wetterberichte heuer für die erfolgreiche Leseplanung sehr vorteilhaft.
In fast allen Weinbaugebieten war die Ernte Mitte Oktober abgeschlossen. Wer für höhere Gradationen noch Trauben draußen hatte, musste durch Regenfälle in der letzten Oktoberwoche wesentlich mehr Arbeit aufwenden. Die nun beginnende Fäulnis musste in mehreren Lesedurchgängen eliminiert werden.
In Summe lässt sich ein guter Jahrgang erwarten, der vor allem durch gute Arbeit des Winzers und dem Segen vom Himmel im Weingarten entstanden ist. Bei auch entsprechend qualitätsbewusster Lese wird im Keller nicht mehr viel zusätzliche Arbeit nötig sein.

Die Jahrgangsbeurteilungen in den einzelnen Weinbauländern

Steiermark
Ein sehr fruchtiger Jahrgang wartet auf die Weinfreunde, sofern im Weingarten mit entsprechender Mengenreduzierung auf Qualität geschaut wurde. Der große Temperaturwechsel Tag – Nacht begünstigte die Aromenbildung, für die steirische Weine so berühmt sind. Vom Regen heuer weitgehend verschont, blieb bis zum Schluss eine hervorragende Traubenqualität erhalten, die auch die Lese vieler Lagen- und Prädikatsweine ermöglichte und auch damit war man bereits Mitte Oktober fertig. Die Erntemenge liegt heuer über dem Durchschnitt, obwohl die Prädikatsweine aufgrund des geringeren Ertrages ja eine Mengenverringerung darstellen.

Wien
Endlich einmal eine gute Erntemenge! Das erfreut die Winzer ebenso wie die gute Sortencharakteristik der Weine. Fruchtigkeit und angenehme Säure, gepaart mit nicht zu hohem Alkohol sind Faktoren, die bei den Konsumenten, beim Heurigen und in der Gastronomie gut ankommen werden.

Niederösterreich
In der  Wachau hingen auch Ende Oktober noch viele Trauben für Smaragdweine am Stock, und man ist man mit der heurigen Qualität in ganz Niederösterreich sehr zufrieden. Die sehr gute Beurteilung begründet sich auf die in Vergleich zum Jahr 2003 wesentlich besser Säure, außerdem gab es nur minimale Trockenschäden.
Bei guter Ausreifung gab es dennoch keine übermäßig hohen Gradationen, sodass Weine im Klassik oder Steinfeder/Federspiel-Bereich  in zufrieden stellendem Ausmaß geerntet werden konnten. Auffallend ist die gute Fruchtigkeit, die von einem nicht zu üppigen Körper und einer guten Säurestruktur getragen wird. Der Regen Ende Oktober bringt natürlich für die Winzer, die für Prädikatsweine zuwarten, mehr Arbeitsaufwand. Deutlich mehr Lesegänge sind notwendig, um geschädigte Trauben auszulesen. Interessanterweise präsentieren sich manche spätere Lagen oft als die Besseren in diesem Jahr.

Das Echo aus allen Weinbaugebieten Niederösterreich ist ziemlich homogen. Man freut sich über gute Erntemengen – gerade Grüner Veltliner scheint hervorzustechen – und die besondere Fruchtigkeit. Gute und mittlere Lagen mit guter Wasserbindungskapazität brachten heuer die besten Weine. Die ausgeprägte Sortenaromatik ist mit einer angenehmen Säure versehen, die den Charakter und auch die Haltbarkeit unterstützt. Letztendlich haben dies auch die gesunden Trauben ermöglicht, die fast wie im Vorjahr durch eine weitgehend gut planbare und ruhige Lese bis in die dritte Oktoberwoche eingebracht werden konnten. Lediglich in den Gebieten mit Hagelschlag – Kremstal, Traisental und Thermenregion waren besonders betroffen - wird man heuer manchen Lagenwein überhaupt vermissen.

Burgenland
Der trockene heiße Sommer mit dennoch ausreichender Wasserversorgung brachte auch hier sehr fruchtige Weißweine. Sowohl Frühsorten als auch spätere Lagen bestechen mit guter Sortenaromatik. Die Rotweine sind sehr farbintensiv, die Blaufränkischen mit einer ausgeprägten Frucht und Würze. Auch Zweigelt und Pinot Noir präsentieren sich markant und fruchtbetont. Manche Hagelschäden – vom Leithagebirge bis ins Mittelburgenland - konnten nicht kompensiert werden, man rechnet mit einer etwas geringeren Erntemenge. Die Lese war auch im Burgenland schon am 20. Oktober beendet – die gesunden Trauben lassen auf einen sehr guten Jahrgang hoffen, der auch längere Zeit Freude bereitet.