Direkt zum Inhalt

Das bisherige Weinjahr 2009 – im Kurzüberblick

Der August ist meist ein etwas ruhigerer Monat für den Winzer, sofern man überhaupt je davon sprechen kann. Die wichtige Phase der Blüte ist vorbei, das starke Wachstum in den ersten Monaten der Vegetation großteils abgeschlossen, viel Weingartenarbeit für eine möglichst luftige und beschattende Laubwand bereits geleistet und auch eine eventuelle Ertragsbeschränkung durch Ausdünnen der Trauben zur Qualitätssteigerung ist erledigt.

Jetzt färben sich die Trauben und haben mit der wichtigen Zuckereinlagerung begonnen. Mengenmäßig ist der Jahrgang – wie alle Jahrgänge vorher – zu diesem Zeitpunkt schwer einzuschätzen, da die Witterung im September und Oktober maßgeblichen Einfluss auf die Mengen haben wird. Qualitativ legt das umfassende Know-how der heimischen Winzer den Grundstein für einen guten Jahrgang, aber auch hier wird der Wetterverlauf im Herbst zu berücksichtigen sein.

Weinrebe, Copyright ÖWM / Anna Stöcher

Der Witterungsverlauf

Weinrebe, © ÖWM / Anna Stöcher

Der Witterungsverlauf

Der Winter verlief heuer eher durchschnittlich. Untypisch waren aber sehr kalte Phasen, die dann wieder von sehr milden Tagen abgelöst wurden. Im Jänner gab es beispielsweise im Burgenland Temperaturen bis über 13 °C. Die Niederschläge waren regional unterschiedlich, aber eher reichlich, im Seewinkel gab es im Februar fast die dreifache, in der Steiermark die doppelte Menge an Niederschlag.

Im weiteren Jahresverlauf gab es bei der Witterung ebenfalls ein hin und her. Ein sehr feuchter März wurde von einem sehr warmen und zu trockenen April abgelöst. Im Mai war es dann wieder kühler, begleitet von reichlichen Niederschlägen zu Monatsende. Dabei sorgte auch Hagelschlag gebietsweise für betrübte Gesichter.

Der Juni sorgte für Rekordniederschläge, Überflutungen, Hangrutschungen und Hagelschläge waren die unangenehmen Folgen. Mit teilweise der drei- bis vierfachen Regenmenge ist dieser Monat gerade in den Weinbaugebieten der feuchteste seit 50 Jahren gewesen. Auch im Juli setzte sich der Trend zu einem regenreichen, aber warmen Sommer fort. Der heiße und vorwiegend trockene August fördert derzeit die Färbung und Zuckereinlagerung in den Weintrauben.

Der Vegetationsverlauf in den Weinbaugebieten

In der Steiermark begann die Blüte sehr früh bereits in den letzten Maitagen, und zog sich bis in die Junimitte hinein. Da in dieser Zeit die kältesten Tage zu verzeichnen waren, gab es ausgedehnte Verrieselungsschäden bei Sauvignon Blanc, Weißburgunder, Morillon (Chardonnay), und auch den anderen Sorten. (Als Verrieselung wird eine schlechte oder geringe Befruchtung während der Blüte bezeichnet, was in Folge zu einem geringeren Fruchtansatz führt). Zusammen mit regional starken Hagelschlägen wird dies 2009 generell eine geringere Ernte als 2008 bringen. Der Reifeverlauf selbst ist sehr zufriedenstellend, die Rotweintrauben färben sich bereits schön um, Welschriesling wird bereits weich, bis jetzt kann man also einen guten Jahrgang erwarten.

Die Blüte im Burgenland begann Ende Mai programmgemäß. Die Witterung war bis jetzt gnädiger als letztes Jahr, es gibt zwar leichte Verrieselungsschäden und dadurch einen schwächeren Ansatz als letztes Jahr, die Weingärten blieben aber vom Hagel so gut wie verschont. Derzeit rechnet man mit einem knapp geringeren Ertrag als im Vorjahr, wobei sich dies, wie bereits anfangs erwähnt, bis zum Ende der Ernte noch wesentlich ändern kann.
Die Lese im Burgenland hat bereits begonnen - für Most und Sturm, der heuer von der Zuckergradation wunschgemäß geerntet werden kann. Auch im Burgenland blickt man derzeit erwartungsvoll einer qualitativ guten Ernte entgegen.

In noch sehr lebendiger Erinnerung ist das Unwetter in Wien, das in der Nacht des 23. Juli hereinbrach. Im 19. Bezirk hat der Hagelschlag etwa 350 ha Weingärten bis zu 100% zerstört, dabei besonders den Nussberg, die beste Wiener Lage. Schäden gibt es auch am Bisamberg, im 21. Bezirk, sowie in Wien Mauer. Vom Nussberg wird heuer kaum mit Wein zu rechnen sein. Ein trauriger Aspekt, ist man doch bis jetzt mit dem heurigen Reifeverlauf sehr zufrieden und erwartet einen guten Weinjahrgang.

In Niederösterreich ist der Reifefortschritt trotz früh beginnender Blüte ca. 1 ½ Wochen im Rückstand im Vergleich zum - eher frühen - Vorjahr. Somit ergibt sich ein durchschnittlicher Verlauf, was sich auch in den Reifeuntersuchungen bestätigt, Trauben für Sturm werden erst in der dritten Augustwoche gelesen werden können. Der Hagel hat nur in abgegrenzten Gebieten Schaden angerichtet, der aber mengenmäßig nicht ins Gewicht fällt. Vereinzelter Pilzbefall wie z.B. Botrytis ist bisher gut in den Griff zu bekommen. Ein guter fruchtiger Jahrgang kündigt sich an.